Agnes und seine Brüder
Der Film „Agnes und seine Brüder“ ist ein deutsches Melodrama aus dem Jahre 2004. Ein Jahr später erreichte das Drehbuch den Bayerischen Filmpreis und Katja Riemann den Deutschen Filmpreis für die beste weibliche Nebenrolle. Ein Spielfilm der sich nicht um Realismus bemüht, sondern allen Beteiligten Exzesse bis zum Äußersten zumutet.
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Moritz Bleibtreu, Herbert Knaup, Martin Weiß (Schauspieler)
- Oskar Roehler(Regisseur) - Oskar Roehler(Autor) - Stefan Arndt(Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung:Freigegeben ab 16 Jahren
Eine Geschichte über drei total unterschiedliche Geschwister, wie das Leben sie spielt. Sie wollen ihr Glück finden und müssen dabei verschiedene Traumata aus der Kindheit verarbeiten. Ganz deutlich werden die häufigen Bezugnahmen auf andere Filme. Der Bibliothekar Hans-Jörg gerät in eine Szene, die ihn fälschlicherweise vermuten lässt, dass sein Papa Agnes missbraucht hat, stammt aus dem Film „American Beauty“.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte vom Film
Gedreht wurde der Film „Agnes und seine Brüder“ in Wuppertal, Köln, Bonn und Berlin. Die Villa im Film ist von Herberts und gehört heute zum Tony Craggs Skulpturenpark. Oskar Roehler als Regisseur und Drehbuchschreiber schreibt 111 Minuten, in denen er seine Charaktere in tiefe Abgründe rutschen lässt. Falls der Zuschauer denkt, tiefer geht nicht, greift er noch mal nach. Die Kamera führte Carl-Friedrich Koschnick, begleitet von der Musik von Martin Todsharow. Der Film ist freigegeben ab 16 Jahre und wurde von Stefan Arndt produziert.
Darsteller sind: Martin Weiß (als Agnes), Moritz Bleibtreu (der Bibliothekar Hans-Jörg), Herbert Knaup (Werner), Katja Riemann (Signe), Tom Schilling (Ralf), Suzan Anbeh( Désirée), Vadim Glowna (Günther Tschirner) und Margit Carstensen, Lee Daniels, Marie Zielcke, Oliver Korittke, Martin Semmelrogge, Martin Feifel, Sven Martinek, Til Schweiger, Gerry Jochum, Simon Böer, Ralph Herforth, Loretta Stern, Christa Rockstroh, Wilfried Hochholdinger, Dieter Rita Scholl, Kerstin Landsmann, Kelly Trump, Ariane Sommer, Andreas Kunze und Zora Holt. Den Schnitt der Szenen veranlassten Juliane Lorenz und Simone Sugg-Hofmann.
Zusammenfassung & Story vom Film „Agnes und seine Brüder“
Drei Geschwister: Der Bibliothekar Hans-Jörg, ist ein sexsüchtiger Gelegenheitsalkoholiker. Ganz nach allen Vorurteilen trägt er gerne Pullunder und benutzt Stofftaschentücher. Auf der Arbeit, in der Universitätsbibliothek, wandern seine Augen immer wieder zu einer Studentin, die bauchfrei trägt. Selbst auf der Toilette bekommt sie keine Ruhe vor ihm. Durch ein Loch in der Wand spioniert Hans-Jörg der Studentin in der Toilette nach. Bei den tollen Bildern masturbiert er neben ihr, auf der Damentoilette. Einmal wöchentlich besucht er eine Selbsthilfegruppe. In der Gruppe finden Gespräche statt, über die sexuellen Neigungen der einsamen Männer. Höchstes Ziel von Hans-Jörg ist eigentlich eine feste Freundin.
Der nächste ist Werner, ein Grünenpolitiker, Staatssekretär im Bundesumweltministerium. In der Politik möchte Werner das europäische Dosenpfandsystem durchsetzen. Privat kämpft er mit seiner Frau. Diese liebt ihn schon lange nicht mehr und möchte gerne fliehen. Aus diesem Grund verbündet sie sich immer wieder mit dem Sohn. Diese Mutter-Sohn-Beziehung ist merkwürdig eng und ungesund. Ralf, sein Sohn, filmt ihn in den peinlichsten Situationen.
Dann existiert noch die Titelheldin Agnes. Eigentlich als Mann geboren, doch wegen einer großen Liebe umoperiert zur Frau. Diese Liebe blieb allerdings unerwidert. Nun arbeitet Agnes als Tänzerin in Nachtklubs. Ihr proletenhafter Lover schmeißt sie aus der Wohnung und Agnes landet auf der Straße. Was haben alle drei Menschen gemeinsam? Das Leben wirkt so unterschiedlich, wie es nur sein kann.
Alle drei Personen kämpfen mit einem alten Familientrauma. Die Vergangenheit wirft große Schatten. Der Grund ist bei allen dreien der egozentrische Vater Günther. In der Kindheit verhielt er sich unpersönlich und undurchsichtig. Eine große Frage schwebt über dem ganzen Film: Hat der Vater damals die heutige Agnes, früher Martin, vergewaltigt? Hans-Jörg behauptet das auf jedem Fall und hasst seinen Papa regelrecht. Diese Erfahrungen sollen Martin den Weg in die Transsexualität geebnet haben. Die Besuche beim Vater sieht Hans-Jörg als Pflicht.
Nachdem er seinen Job verliert, aufgrund seiner Spionage, dreht er völlig durch. Eines Nachts erschießt er den Vater. Völlig aufgelöst wendet er sich an einen Kumpel aus der Selbsthilfegruppe, Manni der Pornoproduzent. Dort trifft Hans-Jörg auf Désirée und verliebt sich in sie. Nachdem er von der Tat berichtet, wollen sich die beiden ins Ausland absetzen. Agnes stirbt, ohne je zu erfahren, wer den Vater getötet hat. Während der letzten Atemzüge erinnert sie sich an die netten Kindheitsstunden als Martin.
Kritiken und Fazit zum Film „Agnes und seine Brüder“
Die Geschichte in „Agnes und seine Brüder“ ist vollkommen absurd und frei erfunden. Trotzdem wirkt sie, als wäre sie absolut richtig. Eine Komödie, ein Melodrama oder ein Familiendrama schuf Oskar Roehler mit „Agnes und seine Brüder“. Alles davon, aber nichts so richtig. Die Schauspieler empfinden Spaß bei dem Ausleben der Rollen und gehen bis an ihre Grenzen. Die Zwänge des Fernsehalltags abzulegen, war ein Ziel von Roehler. Mithilfe von „In einem Jahr mit dreizehn Monden“ bastelt der Regisseur eine neue gelungene Geschichte.
Filmtipps.at behauptet, es ist eine radikale, sehenswerte und diskussionswürdige Gesellschaftssatire. Das faszinierende ist, dass der Film nicht ergründet, warum die Probleme der einzelnen Personen da sind. Er zeigt lediglich die fatalen Folgen auf. Das Drama ist schlicht gedreht, im Gegensatz zur Geschichte. Diesen Schachzug verdankt Roehler, dass der Film nicht peinlich wirkt. Alle Hauptcharaktere treffen selten aufeinander. Trotzdem verbindet, die einzelnen Geschichten, ein nicht sichtbares Band.