Lemon Tree
Sag mir, wo die Zitronen sind… und wieder zerstören Raketen strategische Ziele im Gaza-Streifen. Ein Attentat erschüttert Tel-Aviv. Neue israelische Siedlungen sorgen für mehr Einfluss des Staates auf Palästinensergebiete. Nachrichten der Weltpolitik. Seit Jahren beherrschen sie in grausamer Regelmäßigkeit die Schlagzeilen der Presse. Weltweit. Aber wie geht es eigentlich den Menschen vor Ort? Welchen Problemen sind sie ausgesetzt? Ganz konkret? Im Alltag? Wie geht es Ihnen?
- Amazon Prime Video (Video-on-Demand)
- Hiam Abbass, Doron Tavory, Ali Suliman (Schauspieler)
- Eran Riklis(Regisseur) - Suha Arraf(Autor)
- Zielgruppen-Bewertung:Nicht geprüft
Der Film „Lemon Tree“ versucht anhand der Geschichte einer Zitronenhainbesitzerin im palästinensisch-israelischem Grenzgebiet und damit im Epizentrum des Nahost-Konfliktes genau diese Fragen zu klären.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte vom Film
Im 2008 erschienenen und am Rande des Westjordanlandes an der Grenze zwischen Palästina und Israel spielenden Filmes „Lemon Tree“ ist der in Jerusalem geborene Regisseur Eran Riklis. Sein bekanntester Film ist „Die syrische Braut“, der ebenfalls im israelischem Grenzgebiet spielt. Nur das es dort die Golanhöhen sind, deren Zugehörigkeit zwischen Israel und Syrien umstritten sind.
Hiam Abbas und Ali Suliman spielen die Besitzerin des Zitronenhains bzw. den israelischen Anwalt, der sie unterstützt. Beide Schauspieler stammen aus Nazareth und haben ebenfalls im Film „Die syrische Braut“ Rollen übernommen. Abbas wurde für ihre Rolle in Lemon Tree mit dem nationalen Filmpreis Israels ausgezeichnet.
Auf der ‚anderen Seite‘ spielt Doron Tavory den israelischen Verteidigungsminister Israel Navon und Rona Lipaz-Michael dessen Ehefrau Mira.
Mit Rainer Klausmann arbeitet ein Schweizer mit, der unter anderem auch in „Der Untergang“ hinter der Kamera stand. Am 02. Oktober 2008 startete Lemon Tree in den Deutschen Kinos, uraufgeführt auf der Berlinale 2008, wo der Film den Panorama-Publikumspreis erhielt.
Zusammenfassung & Story vom Film „Lemon Tree“
Salma Zidane lebt seit jeher im Westjordanland an der Grenze zu Israel. Ihr Vater, der vor 50 Jahren einen Zitronenhain anlegte, um den Lebensunterhalt der Familie zu gewährleisten, vererbt ihr die Bäume nach seinem Tod. Salma kümmert sich seit Jahren um ihr Stück Land, um ihre Erinnerung an die Kindheit, um ihre Heimat, um ihre Identität.
Mit dem Einzug des israelischen Verteidigungsministers in die Nachbarschaft ändert sich Salmas Leben schlagartig und ihr Zitronenidyll rutscht in den Mittelpunkt eines weltpolitischen Konflikts. Die Sicherheit der Familie des Ministers steht an oberster Stelle, die Zitronenbäume bergen nun ein Sicherheitsrisiko: Terroristen könnten sie als Tarnung oder Rückzugsmöglichkeit nutzen, um einen Anschlag auf den Minister auszuüben. Der mittlerweile errichtete Zaun, sowie der aufgestellte Beobachtungsturm reichen dem Militär als Schutz nicht mehr aus. Damit steht fest: die Bäume müssen weg. Salma soll ein Entschädigungsangebot des israelischen Staates erhalten.
Die geborene Palästinenserin sucht Hilfe in ihrer Gemeinde, doch ohne Erfolg. Die Tragweite des Konflikts scheint zu groß, als dass ein paar Zitronenbäume eine Eskalation wert seien. Erst der junge Rechtsanwalt Ziad Daud kümmert sich um Salmas Belange. Er zieht mit ihr vor Gericht, um für das Recht auf Eigentum (auch im Grenzgebiet) zu kämpfen. Schlussendlich landet nach monatelangem Gezerre durch die gerichtlichen Instanzen der Fall beim Obersten Israelischen Gerichtshof.
Zwischen Salma und Ziad bahnt sich trotz aller Widrigkeiten eine Liebesbeziehung an, die aufgrund gesellschaftlicher Schwierigkeiten (Witwe mit jüngerem Partner) kein Happy End findet. Ziad verlobt sich später mit einer jungen Frau. Von dieser Beziehung erfährt Salma nur aus der Zeitung.
Auch für den Verteidigungsminister Israel Navon und seiner Frau Mira mündet dieser Streit in eine für ihre Ehe existenzielle Bedrohung. Mira zeigt zunehmend Sympathie für die kämpferische Palästinenserin und gerät somit moralisch zwischen die Fronten. Auf der einen Seite muss sie zu ihrem Mann und als Ministergattin auch zu ihrem Volk stehen, auf der anderen Seite zeigt sie, obgleich sie es nicht ausspricht, Verständnis für die Situation Salmas und für die alltägliche Absurdität des Streits um Zitronenbäume.
Höchstrichterlich wird entschieden, das Salma ca. 100 ihrer Zitronenbäume auf eine geringere Höhe zurück schneiden muss, sie aber behalten darf. Israel Navon verliert seine Frau. Die Befestigung rund um den Hain ist um ein Vielfaches angewachsen. Der Konflikt ist vorerst beendet, aber ein Zusammenfinden beider Seiten bleibt aus.
Kritiken und Fazit zum Film „Lemon Tree“
„Lemon Tree“ versucht tragische und zum Teil abstruse Situationen von Menschen in einem Konflikt- und Kriegsgebiet auf das Alltägliche herunterzubrechen. Internationale Filmpreisauszeichnungen bestätigen, dass diese Herangehensweise dem Film, auch Dank der großartigen schauspielerischen Leistungen vor allem der Hauptdarstellerin Hiam Abbas, gut gelungen ist.
Die Atmosphäre des Konflikts sowohl auf der großen politischen Bühne wie im konkreten „Zitronenfall“ ist gut eingefangen und in ihrer Absurdität wiedergegeben. Stellenweise kann gefragt werden, ob die Logik des Films zu konstruiert ist oder warum sollte der israelische Verteidigungsminisinter ausgerechnet mit seiner Familie an eine der für ihn unsichersten Stellen überhaupt ziehen? Trotzdem gelingt es, den Beteiligten eine Stimme zu geben und einen Einblick in den Nahost-Konflikt und dessen Sinnlosigkeit zu erhalten.