Get – Der Prozess der Viviane Amsalem
Heiraten ist einfach, scheiden lassen manchmal auch. So denkt man in unserer modernen, europäisch gerichteten Welt. Doch wie sieht dies anderswo aus? In Israel kann eine Ehe nur geschlossen werden, wenn ein Rabbiner anwesend ist. Auch eine Scheidung ist nur im Beisein eines Rabbis möglich. Allerdings muss auch der Ehemann zur Scheidung zustimmen, damit ein Brief, der sogenannte Get, ausgestellt werden kann, damit die Frau für andere Männer wieder frei ist.
- Elkabetz, Ronit, Noy, Menashe, Abkarian, Simon (Schauspieler)
- Elkabetz, Ronit (Regisseur)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Anschließend darf sie nicht mehr mit dem Segen rechnen. Ihre Kinder gelten in dem Fall als Bastarde und die gesellschaftliche Anerkennung ist vorbei. Dies wird im Film „Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“ wunderbar dargestellt.
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte vom Film
Der 2014, in Frankreich, Israel und der BRD gedrehte Film „Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“ ist nach wie vor aktuell. Ob dies damals schon absehbar war, dass dieser zwar aufgeklärt aber am Denken in Israel nur wenig ändert? Diese Frage könnte man dem Geschwisterpaar Ronit Elkabetz und Shlomi Elkabetz fragen. Diese beiden haben nicht nur das Drehbuch geschrieben, sondern hatten auch die Verantwortung der Regie, des 114 Minuten Films, der ohne Altersbeschränkung ist. Als Darstellerin ist Ronit Elkabetz als Viviane ebenfalls zu sehen. Daneben wurde der Film mit den Schauspielern Simon Abkarian als Elisha, Eli Gorsten als Richter und Rabbi, Menashe Noy als Carmel und vielen weiteren tollen Schauspielern besetzt.
Der Originaltitel lautet „Get: Le procés de Viviane Amsalem“ und wurde von Shlomi Elkabbetz. Marie Masmonteil und Sandrine Brauer sowie Michael Eckelt produziert. Die Originalsprache, Hebräisch, macht für manchen Interessenten für Sprache und Geschichte diesen Film ebenfalls interessant und bedeutsam.
Zusammenfassung & Story vom Film „Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“
Wie ist es, wenn man jung heiratet und sich dann, wenn die Liebe nicht mehr vorhanden ist, scheiden lassen? Im Mittelpunkt steht die junge Viviane, die nicht nur viel zu früh geheiratet hat, sondern sich nun auch scheiden lassen möchte. Dafür benötigt sie den Segen ihres Mannes und des Rabbiners, sowie den sogenannten Scheidungsbrief: Get. Nur durch die Überreichung dieses Briefes kann eine Ehescheidung im Judentum wirksam werden.
So kann man fast nachempfinden, warum Viviane, nach einem fünf Jahre anhaltendem Kampf so verzweifelt ist. Denn die Macht, die ihr Mann mit dem Versagen des Get über sie hat, obwohl beide bereits voneinander getrennt sind, wird nicht nur deutlich, sondern auch für den Zuschauer nachfühlbar. Der Ablauf einer jüdischen Scheidung beruht auf den Hintergrund, der religiösen Regelung über Gerichte und die Zuständigkeit wie im Osmanischem Reich.
Diese sind über all die Jahre, nicht nur während des Völkerbundsmandates für Palästina, sondern auch der Gründung Israsels erhalten geblieben. Dabei gilt für jeden Menschen ein Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung, doch dies scheint für manch einen nicht von Bedeutung zu sein, schon gar nicht einem Staat, der hauptsächlich von Männern geführt wird. Genau darauf möchte „Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“ auch hinweisen. Denn was ist eine Ehe ohne Liebe? Selbst bei der größten Anstrengung ist dies zum Scheitern verurteilt. Eine Frau darf und sollte nicht immer schweigen, doch wie dies heute noch umgesetzt wird, macht Get mehr als deutlich. So kommen im Gericht erst die Männer zu Wort, bevor Viviane selbst reden darf.
Auf visueller Ebene ist der Film eher ruhig und zurückhaltend gehalten. Dafür bestimmt umso mehr die Mimik und Gestik, wie auch die Dialoge, den Film. Zuvor sollte man die beiden Filme „Getrennte Wege“ und „Shiva“ gesehen haben, denn im Zusammenhang mit „Get“ werden sie zur Trilogie. Die man gesehen haben sollte. Gerade wegen seiner Verbindung zur Realität und der tollen Besetzung von Schauspielern, wurde Get mehrfach ausgezeichnet. Dazu gehören die Auszeichnungen mit dem Haggiag Award und dem Art Cinema Award.
Kritiken und Fazit zum Film „Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“
Selbst wenn das Scheidungsdrama, um das es geht, im Vordergrund steht, ist der Film sehr interessant. Nach der Erstausstrahlung führte er zu Debatten um die Rolle der Frauen in der Rabbinatsgerichtsbarkeit. Manch eine Frau, die diesen Film gesehen hat, hat anschließend den Mut aus ihrer hoffnungslosen Ehe gewagt. Generell stärkt Get die Rechte der Frauen und den Wunsch nach Gleichberechtigung, in einer Welt, in der diese allgegenwärtig ist.
„Get – Der Prozess der Viviane Amsalem“ macht jedoch auch deutlich, wie viel nicht nur die Männer zu sagen haben, sondern welchen Einfluss auch die Religion hat. Vielleicht braucht es noch Zeit, bis sich etwas ändern kann und wird, doch welch Frau auch immer sich diesen wunderbaren Film ansieht, wird hoffentlich mit Kraft herausgehen aus den Szenen und bestärkt dazu beitragen, dass die Rechte von Männern und Frauen sich auch in Israel, im Wandel der Zeit, angleichen. Dies muss dabei nicht negativ sein oder zur Emanzipation führen. Es kann jedoch für ein friedliches miteinander sorgen.