Der Hauptmann
In „Der Hauptmann“ flieht der deutsche Gefreite Willi Herold kurz vor Kriegsende vor seinen eigenen Truppen. Er findet eine verlassene Hauptmannsuniform und entscheidet sich, diese zu tragen. Diese Entscheidung führt dazu, dass er von anderen Soldaten als Offizier anerkannt wird. In dieser neuen Rolle sammelt er versprengte Soldaten um sich und gründet die „Kampfgruppe Herold“.
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- Max Hubacher, Milan Peschel, Frederick Lau (Schauspieler)
- Robert Schwentke (Regisseur) - Robert Schwentke (Autor) - Frieder Schlaich (Produzent)
- Zielgruppen-Bewertung: Freigegeben ab 16 Jahren
Die neu gebildete Gruppe zieht durch das Kriegsgebiet und begegnet verschiedenen Herausforderungen und moralischen Dilemmata. Herold muss sich behaupten und nutzt seine vermeintliche Machtposition rücksichtslos aus. Er trifft auf verschiedene Charaktere, darunter der grausame Kipinski und der ambitionierte SA-Führer Schütte. Diese Begegnungen führen zu brutalen Auseinandersetzungen. Wird seine Hochstapelei letztendlich auffliegen?
Besetzung / Darsteller, Regie und Drehorte vom Film
„Der Hauptmann“ ist ein deutsch-polnisch-französischer Kriegsfilm von Regisseur Robert Schwentke, der 2017 erschien. Der Schwarzweißfilm feierte seine Weltpremiere im September 2017 beim Toronto International Film Festival und kam am 15. März 2018 in die deutschen Kinos. Zu den Hauptdarstellern zählen Max Hubacher als Willi Herold, Milan Peschel als Kipinski und Frederick Lau als Freytag. Die Dreharbeiten fanden von Februar bis April 2017 unter anderem in den polnischen Städten Zgorzelec, Breslau und am Flugplatz Mirosławiec sowie in Görlitz und Umgebung statt. Die Filmmusik komponierte Martin Todsharow, das Kamerateam wurde von Florian Ballhaus geleitet, und die Spezialeffekte stammen von Mackevision.
Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Bayerischen Filmpreis 2018 für Max Hubacher als besten Nachwuchsdarsteller und mit dem Deutschen Filmpreis für die beste Tongestaltung. Weitere Nominierungen erhielt er für den besten Spielfilm, die beste männliche Nebenrolle und den besten Schnitt. Bei internationalen Festivals gewann „Der Hauptmann“ unter anderem den Stanley Kubrick Award beim Traverse City Film Festival und den Jurypreis für die beste Kamera beim San Sebastián International Film Festival. Das geschätzte Budget betrug 5,8 Millionen Euro, und der weltweite Bruttoertrag lag bei etwa 1,2 Millionen US-Dollar.
Zusammenfassung & Story vom Film „Der Hauptmann“
Zwei Wochen vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs wird der deutsche Gefreite Willi Herold von Feldgendarmen gejagt. Er entkommt in einem Waldstück, hungrig und verängstigt, während er ständig in Angst lebt, als Deserteur gefangen zu werden. In einer Scheune trifft er auf einen weiteren Versprengten, doch sie werden entdeckt, und sein Begleiter wird vom Bauernpaar Görner erschlagen. Herold findet wenig später einen verlassenen Geländewagen der Wehrmacht und entdeckt darin die Uniform eines Hauptmanns der Luftwaffe. Diese Uniform verändert sein Schicksal, denn als ihn der Gefreite Freytag für einen echten Hauptmann hält und ihm seine Hilfe anbietet, nimmt Herold diese an.
In einer Wirtschaft gibt sich Herold als Berichterstatter aus und verspricht den Einwohnern Ersatz für gestohlene Sachwerte. Nachts zwingt ihn jedoch ein Bauer, einen beim Stehlen ertappten Soldaten zu erschießen. Am nächsten Morgen kehren Herold und Freytag zum Hof des Bauern Görner zurück und treffen dort auf drei weitere Soldaten, darunter der brutale Kipinski. Auch sie schließen sich Herold an. Herold erkennt schnell die Möglichkeiten, die ihm die Hauptmannsuniform bietet, und gründet deshalb die „Kampfgruppe Herold“. Er sammelt daraufhin weitere versprengte Soldaten, darunter eine Geschützmannschaft mit einer Flugabwehrkanone, und die Gruppe wächst stetig.
Die Eskalation der Gewalt
Als die Gruppe von einer Patrouille der Feldgendarmerie aufgegriffen wird, gibt sich Herold als Sondereinsatzführer aus. Junker, der ihn zunächst nicht erkennt, stellt ihn dem SA-Führer Schütte vor, der das überfüllte Emslandlager II leitet. Schütte wünscht sich ein militärisches Standgericht, um die überfüllten Lagerinsassen abzuurteilen. Herold und seine Männer, insbesondere Kipinski und Brockhoff, organisieren ein Massaker unter den Gefangenen. Zur Feier gibt Herold einen „Bunten Abend“, bei dem er Schüttes Ehefrau und einen gefangenen Schauspieler kennenlernt, die ebenfalls an den Morden teilnehmen. Freytag, obwohl er die Erschießungen ablehnt, bleibt dennoch bei der Gruppe.
Nach der Zerstörung des Lagers durch britische Artillerie zieht Herolds Gruppe in eine Kleinstadt, wo sie den Bürgermeister töten. Sie rauben Passanten, und anschließend feiern sie eine Orgie im besten Hotel der Stadt. Aus Eifersucht lässt Herold seinen Rivalen Kipinski foltern und erschießen. Am nächsten Morgen wird die Gruppe von der Feldgendarmerie verhaftet. Obwohl Herold vor ein Militärgericht gestellt wird, wird er aufgrund von Fürsprache nicht verurteilt. Er nutzt diese Gelegenheit zur Flucht. In der letzten Szene verschwindet er über eine von Skeletten übersäte Lichtung. Im Abspann erfährt der Zuschauer, dass Herold im Mai 1945 festgenommen und 1946 hingerichtet wurde. Der Nachspann zeigt ihn und seine Männer, wie sie Passanten in der modernen Innenstadt von Görlitz kontrollieren und berauben.
Kritiken und Fazit zum Film „Der Hauptmann“
Robert Schwentkes „Der Hauptmann“ basiert auf einem realen Fall und bietet eine historische Realsatire. Der Film provoziert und empört mit seinem erbarmungslosen Abbild der deutschen Gesellschaft im Jahr 1945. Schwarzweißbilder, die an „Schindlers Liste“ erinnern, zeigen Schwentkes stilistisches Geschick. Minutiöse Ausstattung, effektive Montage und kontrastreiche Musik verstärken die Wirkung des Films. Der Soundtrack kombiniert Soldatenlieder mit dräuenden Alarmsirenen und Nebelhörnern, was eine unheimliche Atmosphäre schafft. Diese musikalische Maschinerie unterstreicht die Brutalität und den Wahnsinn des Krieges und der Nazis.
Im Film sind die NS-Militärs als kleinliche Bürokraten und Opportunisten dargestellt. Das Leben eines Gefangenen hat keinen moralischen Wert mehr. Willi Herold, gespielt von Max Hubacher, entwickelt sich von einem Überlebenskämpfer zu einem machthungrigen Tyrannen. Groteske Zeitlupen-Tableaus und an Tarantino erinnernde Machtkämpfe zeigen den Wahnsinn des Krieges. Der Film endet mit einer überzogenen Abspannsequenz, die seine anklagende Aussage über das historische Beispiel hinaus erweitert. Die Besetzung, darunter Milan Peschel und Frederick Lau, verstärkt die erschreckende Intensität. Schwentkes „Der Hauptmann“ ist ein unerschrockener, böser Antikriegsfilm, der sich von üblichen historischen Erzählungen abhebt.